German Dreams

In der Podcast-Serie sprechen die Hosts Minh-Thu Tran und Yousuf Mirzad mit verschiedenen Menschen über ihre Erfahrungen als Deutsche mit Migrationsgeschichte. Wie geht es ihnen in einem Land, in dem derzeit ein Fünftel der Bevölkerung eine rechtsextreme Partei wählen will? Was hält sie hier?

Die Einblicke in die Leben der Interviewten sind hinterlegt mit Anekdoten und Einordnungen durch die beiden Hosts. Sie erzählen dabei auch von ihren eigenen Erfahrungen als Deutsche mit Migrationsgeschichte. 

Folge 1: Mazlum - Vom Dönermann zum Pharmaziestudenten, 44:46

In der ersten Folge spricht Mazlum Coşkunsu über seine Kindheit und seinen Werdegang als "Sachse mit kurdischem Migrationshintergrund". Er erzählt über die Rolle von Familie in seinem Leben und welche Aufgabe er als älterer Bruder eines Kindes auf dem Autismus-Spektrum eingenommen hat. Er spricht weiter über Erfahrungen von Rassismus durch Lehrkräfte während der Schulzeit und seinen Ehrgeiz zu studieren. 

Auch geht es um den Tod seines Vaters und die Folgen davon für Mazlum. Seine Mutter ist Hausfrau und kümmert sich um den pflegebedürftigen Bruder, Mazlum muss also sein Studium pausieren und den Dönerladen seines Vaters weiterführen. Später beendet er das Studium und zieht für seinen Job nach Mannheim. Er erzählt von den unterschiedlichen Erfahrungen in den Orten, in denen er gelebt hat und wie er seine Zeit als junger Erwachsener mit seiner Rolle in der Familie vereint. Am Ende sagt er noch, wieso er in Deutschland bleiben will, welche Chancen er hier sieht und wie er auf die Wahlergebnisse in Sachsen blickt. 

Folge 2: Manasi - Vom Glamour-Girl aus Mumbai zur deutschen Spießigkeit, 46:21

Manasi wächst in einer Kleinstadt im Norden Indiens mit einer alleinerziehenden Mutter auf. Ihr Vater ist abwesend, er arbeitet für die Armee. Manasi findet die Kleinstadt beengend, doch findet Inspiration in ihrer Mutter und ihrem Großvater. Manasi zieht für ihr Studium mit 16 weg und macht in Mumbai Karriere. Doch dann bekommt sie einen Burnout. Sie reist nach Nepal und wandert zum Mount Everest Base Camp, eine nicht ungefährliche Wanderung, die sie relativ unvorbereitet schafft.

Danach beschließt sie ins Ausland zu gehen. Vor acht Jahren fliegt sie deshalb für eine Arbeitsstelle nach Frankfurt am Main. Während der Covid-19 Pandemie bringt sie sich dann selber deutsch bei. Manasi spricht darüber, wie sie Deutsche wahrnimmt und wie sie sie durch ihren Spracherwerb jetzt besser verstehen kann. Auch spricht sie über Rassismuserfahrungen, die sie hier gemacht hat. Was sie in Deutschland hält, sei unter anderem die größere Sicherheit für sie als Frau und die geringeren Klassenunterschiede im Vergleich zu ihren Erfahrungen in Indien. 

Folge 3: Turgay - Vom Gastarbeiterkind zum Business-Mann, 44:57, UT Deutsch verfügbar 

Turgay Ünlü ist Gastarbeiterkind und wird in Deutschland in den 80ern geboren. Er ist das jüngste von fünf Kindern. Ein Narkose-Fehler verursacht eine Querschnittslähmung bei seiner Schwester als Turgay gerade drei Jahre alt ist. Wie das seine Familie geprägt und verändert hat, erzählt er im Gespräch. Seine Familie ist Teil der Arbeiter*innenklasse, früh fängt Turgay an neben der Schule zu arbeiten. Die Schule ist für ihn ein Zufluchtsort, er geht gerne dorthin. Seine Eltern ignorieren die Hauptschulempfehlung der Lehrkraft, denn Turgay will auf die Realschule und später Abitur machen. Er spricht über Rassismuserfahrungen in der Schule und wie er Bildung für die Verarbeitung dieser genutzt hat. 

Sein Jurastudium legt er trotz Rückschlägen wie dem Tod seiner Schwester erfolgreich als Stipendiat ab. Danach wird Turgay zum Unternehmer und engagiert sich für Bildungs- und Chancengleichheit. Der Aufstieg der AfD besorgt ihn sehr. Er identifiziert sich mit Deutschland und braucht doch einen Plan B - das ist für ihn Dubai. 

Folge 4: Valerie - Von deutschem Sauerkraut zu kantonesischen Dim Sums, 41:58, UT Deutsch verfügbar 

In der vierten Folge spricht Valerie darüber, als Gastrokind aufzuwachsen und jetzt ihren eigenen Weg in der Gastronomie zu suchen. Ihre Eltern sind als junge Erwachsene aus Hongkong nach Deutschland gekommen. Ihr Vater arbeitet als Koch und ihre Mutter in einem Restaurant. Früh prägten die Eindrücke der Eltern Valerie selbst, sie hatte schon immer eine Leidenschaft für Essen. 

Ihre Eltern sind auch streng mit ihren Kindern. Neben Schule, Mandarinschule, Sporttraining und Geigenunterricht bleibt nicht viel Freizeit. Später geht sie heimlich feiern. Valerie spricht in der Folge über ihre Rassismuserfahrungen während der Schulzeit. Ihre Identität wird zu der Zeit geprägt durch YouTube. Dort findet sie Menschen, die offen über ihre Identität als Menschen mit Migrationsgeschichte sprechen, zumeist US-amerikanische Personen mit asiatischem Migrationshintergrund. Auch besucht die Familie jährlich ihre Verwandten in Hongkong. Durch den Tod ihrer Oma begreift sie was die Distanz zu ihrer Familie bedeutet. 

Die Leidenschaft für Essen und Kochen lässt sie nach dem Studium wieder aufleben, zunächst im Restaurant ihres Vaters, dann in einer Kochschule in Hongkong. Danach kommt sie zurück und arbeitet in einem Restaurant in Köln. In der Küche sieht sie die Chance für kulturellen Austausch. Der sei gerade jetzt, wo die AfD auch bei jungen Menschen soviel Zuwachs erfährt, dringend notwendig. 

Folge 5: Fazit - Repräsentation ist wichtig, reicht aber nicht aus, 28:20, UT Deutsch verfügbar 

In der letzten Folge sprechen die beiden Hosts mit Dr. Seyran Bostancı. Sie ist Soziologin und gemeinsam ordnen die drei die Erfahrungen der Folgen zuvor nochmal ein. Es geht um Bildung und dem Zugang dazu. Dr. Bostancı spricht darüber, was sich für mehr Chancengleichheit ändern müsste. 

Auch geht es um Scham. Wofür werden Menschenit Migrationsgeschichte beschämt? Dabei erklärt die Soziologin den Begriff "Othering" und was das mit Betroffenen macht. 

Zuletzt geht es um die Frage: Was braucht es außer Repräsentation noch? Und was läuft weiterhin schief? 

Bemerkungen

In der Podcast-Reihe sprechen Menschen unter anderem über Rassismuserfahrungen. Das kann (re-)traumatisierend wirken. Bei Bedarf sollte die Reihe nur in Begleitung angehört werden. 

"German Dreams" ist Teil von Denkfabrik, dem Publikumsprojekt von Deutschlandfunk. Mehr zu Denkfabrik gibt es hier

Didaktische Hinweise

Die Podcast-Reihe gibt umfangreiche Einblicke in die Erfahrungen von Deutschen mit Migrationsgeschichte. Sie eignet sich gut zur Einführung oder Vertiefung der Themen Rassismus, Migration und Migrationsgeschichte.