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Feminismus Backstage #008 - Übergangene Schmerzen

Ines Kappert, Hannah Lichtenthäler und Derya Binışık vom GWI und Martina Schröder vom Feministischen Frauengesundheitszentrum Berlin widmen sich dem Thema des Aktionsmonats im März: Endometriose. Obwohl aktuell ca. 2 Millionen Menschen mit Uterus in Deutschland unter dieser chronischen Erkrankung leiden, haben die meisten noch nie davon gehört. Wahrscheinlich liegt das auch an der langsamen Diagnose: Weltweit brauchen Patient*innen im Schnitt ca. 10,4 Jahre bis sie wissen, woher diese enormen Unterleibsschmerzen und anderen vielfältigen Symptome stammen, die durchs Ansammeln von Gebärmutterschleimhaut-ähnlichem Gewebe im Unterleib entstehen.

Martina war Anfang der 2000er noch optimistisch, da mehr Behandlungszentren aufgebaut wurden und die Forschung ein größeres Interesse zeigte. Aktuell ist der Trend jedoch komplett gegenläufig. Die strukturelle Versorgung und psychosoziale Unterstützung für Endometriose-Patient*innen ist ähnlich wie in anderen Bereichen der reproduktiven Gesundheit kaum gegeben. Immerhin hat sich die Selbsthilfebewegung in diesem Bereich ausgebaut. Martina betont die Ökonomisierung der reproduktiven Gesundheit, sodass Endometriose-Patient*innen oft falsch beraten werden und die ohnehin hohen Kosten der Schmerzbehandlung auch noch fehlinvestieren. Deshalb plädiert Martina für mehr Forschung mit jungen Betroffenen, um diese Erkrankung frühzeitig zu erkennen und entsprechende Behandlungen richtig einzusetzen.

Hannah berichtet aus Betroffenen Perspektive wie ihr Prozess bis zur Diagnose war. Welche Hürden musste sie dabei nehmen? Dabei zeigt sich auch, dass das nicht Ernst genommen werden ihrer Schmerzen und der Informationsmangel bei Gynäkolog*innen ein enormes Pensum an eigener Aufklärung, Bildung und Handlungen mit sich bringt. Sie spricht außerdem darüber, wie sie mit Endometriose ihren Alltag und Beruf navigiert.

Bemerkungen

Triggerwarnung: Die Schilderung der hier dargestellten Endometrioseerfahrungen können retraumatisierend sein. 

Feminismus Backstage - Der Podcast des Gunda-Werner-Institutes

Die wichtigsten Ideen entstehen oft hinter den Kulissen, bei einem Kaffee oder Tee, dann, wenn man gar nicht damit rechnet. Wie gehen wir im GWI mit aktuell brennenden Themen um, was bewegt uns, welche Diskussionen lassen unsere Wände wackeln und was fehlt uns in den öffentlichen Debatten? Das alles diskutieren wir jeden Monat neu. Weitere Folgen gibt es auf Soundcloud und der GWI Webseite

Didaktische Hinweise

Der Podcast sollte mit entsprechenden Hinweisen (Triggerwarnungen siehe oben) abgespielt werden.

Im Rahmen des Endo-Marchs ist diese Podcast-Folge eine der vielen Angebote, mehr Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken.

Jedes Jahr im März machen Aktivist*innen, Ärzt*innen und Betroffene auf die Krankheit Endometriose aufmerksam. Denn obwohl jedes Jahr rund 40.000 Frauen und Menschen mit Uterus neu daran erkranken, und sie damit zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen gehört, fehlt es an Forschung und gesellschaftlichem Bewusstsein.

Endometriose beschreibt das Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut-ähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutter oder innerhalb der Gebärmuttermuskulatur und führt bei den meisten Betroffenen mindestens während der Menstruation - oft auch darüber hinaus - zu massiven Unterleibsschmerzen und -krämpfen. Zudem ist Endometriose für 40-60% der ungewollten Unfruchtbarkeit verantwortlich und bedeutet für die Betroffenen häufig eine sehr hohe physische und psychische Belastung im Alltag. Wichtig: Endometriose betrifft nicht nur cis-Frauen, sondern kann bei allen Menschen mit Uterus auftreten. Trans* Männer und nicht-binäre Personen mit Endometriose sind im Gesundheitssystem zusätzlich Diskriminierungen und Fehldiagnosen ausgesetzt.Warum also wird so wenig gegen diese extrem schmerzhafte Krankheit unternommen? Das diskutieren wir vom Gunda-Werner-Institut gemeinsam mit Martina Schröder, die seit 25 Jahren Endometriose-Patient*innen im Feministischen Frauengesundheitszentrum Berlin berät.

Der Podcast kann zum Oberthema der reproduktiven Gesundheit genutzt werden. Durch eine intersektionale Perspektive auf die reproduktive Gerechtigkeit können Standpunkte marginalisierter Gruppen ergänzt werden, insbesondere weil nicht alle Endometriose-Patient*innen sich als Frau identifizieren oder Frauen of Color/Schwarze Frauen strukturell andere Zugänge zum Gesundheitssystem haben. Weiterhin kann die Tabuisierung der Menstruation und andere verwandte chronische Erkrankungen im Unterleibsbereich, z. B. Denomyose, Myome, Adenomyose, thematisiert werden.