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Zwischen Mutterkult und Zwangsabtreibung, der § 218 im Nationalsozialismus

Zu Gast in dieser Folge ist Dr. Richard Kühl, Lehrbeauftragter für Zeitgeschichte der Universität Tübingen. Er erklärt, welche Inspiration Magnus Hirschfeld für seine derzeitige Arbeit hat. Hirschfeld war jüdischer Arzt, Sexualforscher und Mitbegründer der weltweit ersten Homosexuellen-Bewegung. Er forschte auch viel zu den Zusammenhängen des 1. Weltkrieges und Sexualitäten. Seine Werke wurden im Zuge der Bücherverbrennung 1933 vernichtet.

Kühl erläutert den §218 unter Einfluss des dritten Reiches im Vergleich zur Weimarer Republik. Der vermeintliche Fortschritt der 1930er, der die medizinische, ethische und eugenische (Eugenik=Erbgutslehre) Indikation des Schwangerschaftsabbruches bedeutete, war dennoch an weniger Selbstbestimmung gebunden. Unter dem Deckmantel der formalen Freiwilligkeit wurden Körper, die diese Schwangerschaftsabbrüche beantragten, vom „anonymen“ Staatsapparat stark überwacht. Das unausgesprochene Ziel war schließlich immer noch die Eindämmung von Schwangerschaftsabbrüchen bei „Erbgesunden“ (nach den damaligen Kriterien der NS). Kühl spricht außerdem über die Entwicklungen des Umgangs von Schwangerschaften von Inhaftierten/Zwangsarbeiter*innen gegen Ende der Kriegsjahre. Außerdem die Frage: Welche Bedeutung hat der Muttertag in diesem Zusammenhang?

Bemerkungen

Maria und der Paragraph ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Münzenberg Forum Berlin und dem historischen Zentrum der Rosa Luxemburg Stiftung.

Die begleitende kostenfreie Ausstellung in Berlin ist ab dem 20.05.21 wieder zugänglich und wurde bis Ende August 2021 verlängert. Einen digitalen Rundgang und mehr findet ihr auf der Website.

Es sollte immer beachtet werden, dass auch Personen mit funktionierender Gebärmutter schwanger werden können, die keine Cis-Frauen sind (z. B. Transpersonen, Interpersonen oder nicht-binäre Personen).