Politische Männlichkeit und der autoritäre Backlash
Sollte die Audio oben nicht richtig angezeigt werden, geht´s hier zum Vortrag auf der Website der evangelischen Akademie Bad Boll.
Der Vortrag, der zu hören ist, war Teil der Veranstaltung "Rechte Männer - rechte Männlichkeit", die am 23.10.2023 stattfand und vom Netzwerk Männer.bw ausgetragen wurde. In der Einführung des Vortrags spricht Studienleiter Wolfgang Mayer-Ernst über die aktuellen Entwicklungen, wie den Rechtsruck, das (Wieder-)Erstarken autoritärer Regime und wie Männlichkeit in die Entwicklungen reinspielt. Er erklärt weiter, wie Antifeminismus in diesen Gruppierungen erstarkt und was Ziele, Denkmuster und Rollenvorstellungen sind.
Vortragende ist die Journalistin Dr. Susanne Kaiser, die seit vielen Jahren zum Thema forscht und dazu mehrere Bücher geschrieben hat. Sie spricht über die Menschen hinter den autoritären Bewegungen, den ideologischen Denkmustern und warum sich gerade junge Männer in diesen Gruppierungen wiederfinden. Zunächst erklärt sie, wie es zu dem autoritären Backlash, den wir derzeit beobachten können, kam. Kaiser redet über die Entwicklungen der letzten 20 Jahre in Europa, in denen rechte politische Ströme immer mehr Zuspruch bekamen und zum Teil feministische Regierungen abgelöst haben. Diese Bewegungen bestehen zum Großteil aus Männern, werden von Männern gewählt und von ihnen definiert (mit Ausnahmen von ein paar prominenten Frauen, die einen bestimmten Zweck in diesen Bewegungen füllen). In diesen Bewegungen kommen drei unterschiedliche und weitgefasste Gruppierungen zusammen, die eine Allianz geformt haben: Rechte (Männer anzuordnen im Rechtspopulismus, Rechtsextremismus, Rechtsterrorismus), religiöse Hardliner (je nach Region Katholische, Evangelikale, etc.), und Male Supremacists (Männer, die Frauen als untergeordnet sehen; Incels, Männerrechtler, "Pick-Up-Artists"). Diese Gruppierungen teilen ein Verständnis von Genderrollen und Erwartungen an Männer und Frauen (und lehnen weitere Gender ab). Kaiser erklärt hierbei auch, wie Queerfeindlichkeit in die antifeministische Argumentation passt. Auch geht sie darauf ein, dass diese Gruppierungen der letzte Rückzugsort für Männer mit dem traditionellen Männlichkeitsideal sind. Kaiser geht weiter darauf ein, wie die jüngsten Bestrebungen für Gleichberechtigung von Männern als Bedrohung des "starken Mannes" gesehen werden. Hier zeigt sie die sehr unterschiedlichen Ideale und Vorstellungen auf, mit denen Jungen aufwachsen. Zum einen sieht man eine Öffnung der engen Erwartungen an Männer und Frauen und gleichzeitig sind derzeit gerade Männer, die die traditionellen Werte vertreten, populär und allgegenwärtig. Später geht es um die Normalisierung von Gewalt in unterschiedlichen Bereichen und die Auswirkungen davon. Sie erklärt, wie diese antifeministischen Gruppen argumentieren und kommunizieren und sich dadurch radikalisieren. Hier geht Kaiser auch auf rassistische Erzählungen in rechten Gruppen ein und wie diese mit Feminismus in Verbindung gebracht werden. Zuletzt geht es um die Methoden rechter Gruppen, ihre Sichtweisen und wie sie ihre Denkmuster verbreiten.
Die Veranstaltung wurde ausgetragen von Männer.bw, ein Zusammenschluss verschiedener Gruppen in Baden-Württemberg, der Inhalte und Angebote zu geschlechterreflektierter Männerarbeit und Männerpolitik erstellt.
Im Vortrag geht es unter anderem um rechtsextreme und patriarchale Gewalt. Das kann (re-)traumatisierend wirken. Bei Bedarf sollte der Vortrag nur in Begleitung einer Bezugsperson gehört werden.
Der Vortrag erschien in der Reihe "HörRäume" der evangelischen Akademie Bad Boll. Weitere Episoden finden Sie hier.
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Der Vortrag ist für ein Fachpublikum konzipiert und kann als Einstieg überfordernd wirken.